Was ist Agroforst?

Agroforst-Systeme sind multifunktionale Landnutzungssysteme, die Bäume oder Sträucher, Feldfrüchte und/oder Nutztiere auf derselben landwirtschaftlichen Nutzfläche kombinieren.
Typisch für alle Arten der Agroforstwirtschaft sind bewusst genutzte Wechselwirkungen, sodass im Idealfall sämtliche Nutzungspartner von den vielfältigen Wechselbeziehungen dieser Gemeinschaft profitieren. Agroforstwirtschaft steht also für ein komplexes Agrarsystem, dessen Bewirtschaftung zahlreiche ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Bereiche der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion berührt.

Dabei wird jede Kombination von Bäumen/Sträuchern mit Acker-, Spezialkulturen oder Grünland als Agroforst bezeichnet, auch wenn es dabei nicht primär um eine forstliche Nutzung von Bäumen (Wertholzproduktion) gehen muss. Die Agroforst-Produktpalette ist vielfältig und reicht von Ackerkulturen, Gemüse und Obst über Wolle, Honig, Eier, Fleisch- und Milchprodukte bis hin zu Wert- und Energieholz.

In vielen Ländern spielen Agroforstsysteme traditionell eine große Rolle. In früheren Zeiten waren Agroforstsysteme auch in Mitteleuropa in Form von Streuobstwiesen und -äckern, gepflanzten Hecken oder auch Waldweiden weit verbreitet. Strukturwandel, Flurbereinigungen und die zunehmende Mechanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft haben diese Formen der Landnutzung aber stark zurückgedrängt und teilweise ganz zum Verschwinden gebracht.

In den letzten Jahren ist allerdings aufgrund unterschiedlichster Vorteile wieder ein wachsendes Interesse an dieser Landnutzungsform zu verzeichnen. Moderne Agroforstsysteme sind an den heutigen Stand der Technik angepasst und können somit auch mit entsprechendem Technikeinsatz bewirtschaftet werden.

Agroforstsystem Schema (c) Sonja Wlcek, organic 17

Grundsätzlich lassen sich Agroforstsysteme in drei Haupttypen unterteilen:

  • Silvoarable Systeme (Bäume mit Ackerkulturen)
    Unter silvoarablen Agroforstsystemen versteht man den gleichzeitigen Anbau von Gehölzen und annuellen landwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Kulturen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Ausformungen kann dabei unterschieden werden.
  • Silvopastorale Systeme (Bäume mit Tierhaltung)
    Unter silvopastoralen Agroforstsystemen versteht man die Kombination von Gehölzen mit Weideflächen und Tierhaltung. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Ausformungen (Waldweide, Streuobstwiesen, …).
© K.Eckerstorfer/FiBL

  • Agrosilvopastorale Systeme (Bäume mit Ackerkulturen und Tierhaltung)
    Agrosilvopastorale Landnutzungssysteme zeichnen sich durch den gleichzeitigen Anbau von Gehölzen und Ackerfrüchten sowie Tierhaltung aus.

Da Alter, Verteilung, Anordnung und Art der Gehölze variieren können, gibt es für jeden Typ vielfältige Ausprägungsformen.