Kurzfassung Ergebnisse
Agroforstsysteme sind eine Form der Landwirtschaft, bei der auf einer Fläche zwei (oder mehr) verschiedene Kulturen wachsen und beide genutzt werden: einerseits eine übliche Ackerkultur[1], wie zB: Getreide, Gemüse, Sonnenblumen, Raps oder ähnliches und andererseits Gehölze, wie zB. Laubbaumarten, wie sie auch im Wald vorkommen, oder Obstbäumen wie zB Apfelbäume, Walnussbäume usw. Um diese Agroforstsysteme modern mit großen Maschinen bewirtschaften zu können, stehen die Bäume in regelmäßigen Reihen in Abständen von 30m oder mehr und haben einen hohen Stamm, damit der Traktor und andere landwirtschaftliche Maschinen knapp an ihnen vorbeifahren können (etwa 1m Abstand), ohne dass die Äste der Bäume diese behindern.
Die Ackerkultur und die Baumreihen werden nicht nur beide genutzt und beerntet, sie stehen auch miteinander in Austausch. Nämlich sowohl oberirdisch als Schattenspender, Windbremse und Lebensraum als auch unterirdisch mit den Wurzeln, Nährstoffen und Wasserhaushalt. Diese Art der Landwirtschaft ergibt somit ein Agrarökosystem mit speziellen Eigenschaften.
Das Projekt hat das Ziel, fünf verschiedene Agroforstsysteme exemplarisch darzustellen und anhand dieser zu berechnen wieviel CO2 die Bäume binden können, weiters einzuschätzen welche Wirkung Agroforstsysteme auf die Biodiversität haben und einzuschätzen, inwiefern Agroforstsysteme eine Anpassung an die Klimakrise sein können.
Im Zuge des StartClim-Projekts wurde festgestellt, dass
- fünf verschiedene Agroforstsysteme nur ein sehr eingeschränktes Bild für die gesamte Vielfalt aller Agroforstsysteme, die es in der Praxis in den Ackerbaugebieten in Österreich gibt (darüber hinaus gibt es noch die Agroforstsysteme auf Wiesen und Weiden) abgeben können.
- alle Agroforstsysteme CO2 (ein wichtiges Treibhausgas) aus der Atmosphäre binden und somit Treibhausgase reduzieren. Und zwar durchschnittlich 2.27 t CO2 pro Hektar und Jahr (1.05 – 4.09 t CO2), das ist ein Viertel der jährlichen pro Kopf Emissionen eines Menschen in Österreich.
- alle fünf Agroforstsysteme durch die Einschätzung von 10 Biodiversitäts-Expert:innen einen Vorteil für die Biodiversität bzw. Naturvielfalt im Vergleich zu einem Acker ohne Baumreihen haben, und zwar zwischen 1.7 Punkte und 10.7 Punkte von max. möglichen 15 Punkten.
- alle fünf Agroforstsysteme auch eine Möglichkeit für die Betriebe darstellen, bei fortschreitender Klimakrise Nahrungsmittel produzieren zu können. Diese Form der Landwirtschaft ist also eine Klimawandel-Anpassungs-Strategie, indem durch die Bäume 1) ein günstiges Kleinklima auf dem Feld geschaffen wird, 2) der Boden tiefer durchwurzelt ist und das Wasser besser halten kann, 3) wertvoller Humus im Boden aufgebaut werden kann, 4) Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung gestellt werden können usw. Aufgrund noch immer nicht sehr zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen zu dem Thema, war es schwierig festzustellen, wie groß der Vorteil von Agroforstsystemen bei fortschreitender Klimakrise im Vergleich zur Ackerfläche ohne Baumreihen ist.
Alle fünf Agroforstsysteme wurden illustriert, um die wesentlichen Merkmale der AF-Typen auf den Punkt zu bringen und mit den Ergebnissen zu CO2-Bindung, Biodiversität und Klimawandelanpassung ergänzt (siehe unten).
Die Ergebnisse zeigen deutlich weiteren Forschungsbedarf zu Agroforstsystemen in Österreich auf. Weil Agroforstsysteme eine Wirkung auf viele Bereiche haben können (Boden, Wasser, Luft, Tiere, Pflanzen und Lebensräume) und daher Wissen aus vielen Disziplinen erforderlich ist (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Ökologie, Landschaft, Gesellschaft, Wirtschaft, Recht, …), ist es äußerst sinnvoll verschiedene Fachrichtungen miteinander arbeiten zu lassen. Vor allem die Erforschung der Agroforstsysteme als Anpassungsstrategie an die Klimakrise und der Zusammenhang zur Biodiversität sind wichtige Aufgaben für die Zukunft, weil Agroforstsysteme einen Beitrag zur Bewältigung dieser Krisen leisten können. Es wird daher vorgeschlagen, Anreize für die praktische Umsetzung von multifunktionalen Agroforstsystemen (im Förderwesen) zu schaffen.
[1] Im Projekt sind es Ackerkulturen. Es gibt auch Agroforstsysteme auf Wiesen und Weiden.
Illustrationen der fünf verschiedenen Agroforstsysteme (AFS)
Methode – folgt in Kürze